Lexikon der Psychopneumologie – F wie Flourishing
- On 27. Juni 2018
„Aufblühen statt aufgeben“ – so könnte man ein Anliegen der Positiven Psychologie beschreiben. Flourishing bedeutet „Aufblühen“ und umfaßt die gezielte Aktivierung von Ressourcen für das Wohlbefinden (z. B. positive Gefühle, Engagement, Lebenssinn). Die Wirksamkeit von Flourishing ist durch erste Studienergebnisse belegt.
Flourishing und PERMA-Ansatz
Flourishing (engl: blühen, gedeihen) ist ein Konzept aus der Theorie des Wohlbefindens (Well-being-theory). 2011 führte M. Seligman den Begriff im Rahmen seines PERMA-Ansatzes ein. Das Akronym PERMA steht für:
- P – Positive Gefühle
- E – Engagement
- R – Relationships (positive Beziehungen)
- M – Meaning (Lebenssinn)
- A – Aufgabenerfüllung (Zielerreichung)
Wer diese für das Wohlbefinden relevanten Ressourcen aktiviert, steigert seine körperliche und psychische Gesundheit.
Flourishing ist inhaltlich verwandt mit den Konzepten Salutogenese und Resilienz.
Flourishing und Broaden-and-Build-Theorie
Der Flourishing-Ansatz klingt einfach, ist jedoch keineswegs simpel. Er gründet u. a. auf der „Broaden-and-Build-Theorie“ von B. Fredrickson. Gemäß dieser Theorie sind Patienten oft in ihren negativen Gefühlen gefangen. Sie benötigen gezielte Anstöße, um positive Gefühle wahrzunehmen und zu aktivieren. Das ist laut „Broaden-and-Build-Theorie“ wichtig, denn positive Gefühle
- erweitern Denk- und Handlungsspielräume (broaden = erweitern)
- ermöglichen flexiblere Lebensbewältigung
- fördern die Entwicklung von neuen körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten (build = bauen)
Aus der Abwärtsspirale der „Negativität“ (Richtung Belastung und Verschlimmerung) wird eine Aufwärtsspirale der „Positivität“ (Richtung Entlastung und Wohlbefinden). Der positive Gefühlszustand:
- steigert das Selbstwertgefühl
- beschleunigt die Streßerholung
- unterstützt die Krisenbewältigung
Flourishing und Ressourcenstärkung
Das Flourishing-Konzept fordert und fördert eine engagierte, selbstbestimmte Alltagsgestaltung auf der Grundlage von persönlichen Wertvorstellungen und Stärken (Ressourcen).
Es gibt viele Stärken, mit denen Menschen sich in besonderer Weise identifizieren („Jawohl, so bin ich!“). Für ein glückliches, zufriedenes Leben sind etwa 24 Stärken bedeutsam. M. Seligman bündelt diese Stärken in sechs „Tugenden“:
- Weisheit und Wissen (Neugier, Kreativität,…)
- Mut (Ausdauer, Begeisterung,…)
- Menschlichkeit (Bindungsvermögen, Freundlichkeit,…)
- Gerechtigkeit (Fairness, Führungsvermögen,…)
- Mäßigung (Vergebensbereitschaft, Selbstregulation,…)
- Transzendenz (Hoffnung, Dankbarkeit, Humor, Sinn für das Schöne, Wahre, Gute)
Beim Flourishing gilt der Grundsatz: „Stärken, was stark ist!“ d. h. gut ausgeprägte Stärken werden weiter optimiert. Patienten werden angeregt, ihre Stärken ohne Umschweife im „Hier und Jetzt“ regelmäßig in allen Lebensbereichen zu verwirklichen.
Zu den „Fünf unverzichtbaren Stärken“ zählen:
- Hoffnung
- Neugier
- Dankbarkeit
- Bindungsvermögen
- Enthusiasmus/Begeisterung
Flourishing und Psychopneumologie
Allgemein gilt: Flourishing steigert die Wirksamkeit von Psychotherapie besonders nachhaltig, wenn es als Grundprinzip von Anfang an genutzt wird. Es sollen Interventionen gewählt werden, die der Patient gut in sein Alltagsleben einbauen und auf Dauer anwenden kann.
Für die Psychokardiologie liegen eindrucksvolle Nachweise vor, daß Flourishing bei Herzerkrankungen wirkt. Bisher sind noch keine Studien zum Flourishing im Bereich der Psychopneumologie veröffentlicht. Doch warum sollte der Lunge nicht helfen, was dem Herzen hilft?!?
Bis erste Forschungsergebnisse bekannt werden, spricht nichts dagegen, Methoden aus dem Flourishing-Ansatz im Bereich der Psychopneumologie einzusetzen. Es bieten sich beispielsweise an:
- „Kleine Schule des Genießens“ zur Steigerung der Genußfreude
- „Dankesbrief“ zur Förderung des positiven Beziehungserlebens
- „Straße der Entscheidung“ zur Stärkung der Selbstwirksamkeit
Mit herzlichen Grüßen von Monika Tempel [Sauerstoff und Sinn] www.monikatempel.de
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